Maß für Maß
von William Shakespeare, deutsch von Thomas Brasch
Maß für Maß
von William Shakespeare, deutsch von Thomas Brasch
NICK HARTNAGEL REGISSEUR
Tod für eins achtzig Geld (UA)
Von Franziska von Heide
// Koproduktion der Ruhrfestspiele Recklinghausen mit dem Staatsschauspiel Hannover und dem Kleist Forum Frankfurt/Oder
Premiere: am 01. Juli 2017, Ruhrfestspiele Recklinghausen
Premiere: am 16. September 2017, Schauspiel Hannover
Regie: Nick Hartnagel
Bühnen- und Kostümbild: Tine Becker
Musikalische Leitung: Lukas Lonski
Video: Joscha Sliwinski
Dramaturgie: Rania Mleihi, Johannes Kirsten.
Mit: Sophie Krauß, Bardo Böhlefeld, Klara Deutschmann, Maximilian Grünewald, Christoph Müller, Wolf List, Philippe Bender, Lukas Lonski
„In Koproduktion mit den Ruhrfestspielen und dem Kleist-Forum entstand am Schauspiel Hannover unter meiner Regie die Uraufführung des Kleist-Förderpreisträger-Stücks "Tod für eins achtzig Geld" von Franziska vom Heede.
Für diesen Text, der seine Figuren im apokalyptischen Setting eines zerstörten Supermarktes groteske Strategien zur ökonomischen Selbstausschlachtung entwerfen lässt, haben wir ein offenes Raumkonzept entworfen, in dem sich die Zuschauer ohne festen Sitzplatz durch einen Parcours aus Bühnen, Videos und Bar bewegen.“
Auszug nachtkritik:
„Das Wuchernde des Stücktextes hat Regisseur Nick Hartnagel und Bühnenbildnerin Tine Becker zu einer fast schon genial zu nennenden Raumlösung inspiriert. Von der Zuschauertribüne, die sonst große Teile der Halle König Ludwig ausfüllt, ist nur ein schmaler Rest übrig. Die Sitzreihen mussten einer von Kinderphantasien und Comic-Bildern inspirierten Bühnen-Installation weichen. Im Zentrum des Raums steht ein gelber Seat-Kombi. Über ihm hängen drei große Fernsehmonitore, über die einzelne Szenen flimmern, die sonst nicht von überall einsehbar wären. Um das Auto herum stehen sechs kleine, teils recht surreal anmutende Bühnenpodeste, die unsere durchökonomisierte Welt in einen kitschigen Spielplatz samt wippendem rosa Einhorn und Prinzessinnen-Zimmer verwandeln.
Das Publikum kann die ganze Zeit über zwischen den einzelnen Spielorten hin und her schlendern und so zu eigenen Verwertungsprinzipien und Überlebensstrategien kommen. Der Standort entscheidet darüber, was man wie wahrnimmt. (...)
Wie in der Wirklichkeit, in der jede Form von Protest vom Markt instrumentalisiert und assimiliert wird, gibt es auch in Nick Hartnagels Kapitalismus-Themenpark kein Entkommen. Die Raumsituation macht die Zuschauerinnen und Zuschauer von vornherein zu Komplizinnen und Komplizen der Figuren. Entweder geht man mit ihnen mit, oder man weicht ihnen aus. Aber in beiden Fällen folgt man übermächtigen Prinzipien und Strategien, die einem von Außen aufgezwängt werden.
Die Nähe zwischen Figuren und Publikum nutzt Hartnagel konsequent für Zuspitzungen. (...) In der kapitalistischen Welt lässt sich gerade auch aus rassistischen und sexistischen Klischees Kapital schlagen. Also stellen Hartnagel und sein Ensemble sie aggressiv aus und distanzieren sich so von ihnen.“