Maß für Maß
von William Shakespeare, deutsch von Thomas Brasch
Maß für Maß
von William Shakespeare, deutsch von Thomas Brasch
NICK HARTNAGEL REGISSEUR
Penthesilea
nach Heinrich von Kleist
in einer Fassung von Nick Hartnagel
Premiere: 03. März 2017
am Theaterhaus Jena
Regie: Nick Hartnagel
Bühne und Kostüm: Yassu Yabara
Musik: Lukas Lonski
Dramaturgie: Simon Meienreis
Mit: Sophie Hutter, Klara Pfeiffer, Saskia Taeger, Ella Gaiser
„In einer eigenen Fassung für vier Schauspielerinnen wird der Konflikt der Busenlosen auf dem Schlachtfeld flankiert mit Texten, die den Kampf am und um den Arbeitsplatz herum seit den 50er Jahren und seine mediale Verwertung durch Serien wie "Mad Men" und "Sex and the city" zum Thema haben.
Im Zentrum steht der Konflikt zwischen Verstand, Disziplinierung und Selbstbeherrschung, die eine rationale Arbeitswelt verlangt und dem Aufbegehren des Körpers, des Irrationalen, der Leidenschaft, dem Wunsch nach Kontrollverlust und Hingabe. Wir stellen die Frage: Gibt es einen richtigen Feminismus im falschen System? Oder ist der Sieg des Feminismus zugleich der Sieg einer neoliberalen Technokratenwelt?“
Ausschnitt Thüringer Allgemeine, Ulrike Kern:
„Als Collage aus verschiedenen Zeitepochen und Stilmitteln kombiniert Regisseur Nick Hartnagel in seiner Inszenierung das Kleistsche Stück mit modernen Texten, mit Videosequenzen, mit Live-Musik ( Lukas Lonski) zu einem spannungsreichen Spektakel. Das hat den großen Vorteil: Es ist trotz seiner Länge unglaublich kurzweilig, und man will unbedingt wissen, was sich das Inszenierungsteam noch hat einfallen lassen.
Über allen steht das eine große Thema: Emanzipation in allen Facetten. Das könnte für manchen abschreckend wirken, nicht jeder liebt die Feminismus-Debatte. Doch in Jenakann man sich getrost darauf einlassen. Die vier unglaublich wandelbaren Schauspielerinnen SaskiaTaeger, Ella Gaiser, Sophie Hutterund Klara Pfeifferschlüpfen in unzählige Rollen und Situationen, wechseln in harten Schnitten zwischen Slapstick und Tragödie. Sie reisen mit der Serie „Mad Men“ beispielsweise ins New Yorkder 60er, als die männerdominierte Werbebranche noch eine Goldgrubewar. Auch die Erfolgsserie „Sex and the City“ bietet zu dem Thema etliche Steilvorlagen und wirft die Frage auf, ob Frauen, wie Männer Sex haben können – so ganz ohne Gefühle. Und ob man mit einem Dildo besser bedient wäre.
Voller Humor gelingt auch die Szene mit Lutz, dem Seminarleiter, der die Körpersprache der Frauen analysiert. Jede Faser des weiblichen Körpers, die X-Beine, das ständige Lächeln signalisieren doch: Von uns geht keine Gefahr aus. Der Beispiele gibt es viele an diesem Abend – und sie werden nicht mit erhobenem Zeigefinger serviert: Die Ministerin, die keinen Mann ins Bett bekommt, wenn sie ihren Beruf verrät. Die unterbezahlte Fernsehredakteurin, die Werbetexterin, die auf dem Karrierehöhepunkt ausgerechnet schwanger wird. Und natürlich Penthesilea, deren Leben tragisch endet.“